Von Thessaloniki nach Kavala, hier mit der Fähre nach Chios (mit den zwei netten radreisenden Schweizern Judith & Josua) und dann weiter nach Çesme in die Türkei.
Kavala ist eine wunderschöne, schnuckelige Stadt in der wir fast zu den Zeugen Jehovas konvertiert worden wären (Burek als Bestechungsmaterial).
Bei der Abfahrt haben wir das erste Mal auf der gesamten Reise die Flüchtlingsbewegungen aus Syrien mitbekommen. Am Hafen warteten die Menschen um auf die Fähre zu gelangen. Wenn ich es richtig verstanden habe dürfen sie, einmal in der EU angekommen und registriert, auch manche der grossen offiziellen Fähren benutzen. Voraussetzt sie haben das nötige Klein(groß)Geld für das Ticket versteht sich (Oh ja flüchten ist auch außerhalb der Schlepperrouten eine Geldfrage). In Kavala waren viele Busse und Freiwillige, die die Menschen mit Essen und Kleidern versorgt haben.
Später auf Chios sah das anders aus. Hier kommen tagtäglich hunderte bis tausende Flüchtlinge über die nur 10 km lange Strecke von der Türkei. Es gibt ein Lager im Stadtzentrum und eins im Norden der Insel aber die meisten Menschen wollen nicht lange bleiben. Die Stimmung am Hafen war auch irgendwie angespannt und ich glaube viele der Einheimischen sind ziemlich erschlagen von der Situation.
Vor unserer Abfahrt in die Türkei am Abend war es besonderes krass. Der Hafen auf Chios war plötzlich voll von Menschen und die sahen einfach so erschöpft aus. Unglaublich. Einfach müde und erschöpft. Viele lagen zwischen den Autos zum schlafen. Die meisten Kids waren auch total still. Das vor dem eigenen Auge zu sehen macht noch mal bewusst wie wenig Fernsehbilder doch tatsächlich berühren. Oder sagen wir, wie schnell man Fernsehbilder (auch gerne) wieder vergisst.
Wir haben mit ein paar Syrern geredet und wir hoffen einfach, dass es für die Menschen ein Ankommen gibt. In Sicherheit. Was ihr Nomadenleben in Angst beendet. Keiner von denen verlässt ihr Land freiwillig. Aber wenn in jeder Familie mindestens eine Person ums Leben gekommen ist und manche Familien komplett ausgelöscht wurden, wer würde dann noch bleiben?
Jetzt in der Türkei sind wir im Paradies. Wunderschöne Landschaft, kleine Buchten, türkises Meer und Sonne! Man muss sich keine Gedanken um das Wetter machen und das Erste was wir morgens tun ist nach Seeigeln zu tauchen. Kurz nach der Erfahrung auf Chios ist das einfach ein perverser Kontrast der uns immer noch begleitet.