Was für ein verrücktes Wochenende in Estland! Samstag schien endlich wieder die Sonne, zwar war es noch recht kühl, aber mir war nach einem Bad in der Ostsee. Also radelte ich zu einem Strand mit legaler und kostenloser Campingmöglichkeit, den Antero mir empfohlen hatte und ich war überrascht: So einen schönen Sandstrand hätte ich mir Estland nie in Verbindung gebracht.

Nach dem erfrischenden Bad in der Ostsee traf ich 3 Esten, die mit dem gleichen Ziel angereist waren. Sie erzählen mir, dass wenige hundert Meter weiter am Strand ein Flunder-Festival ist. Die Flunder werden direkt aus dem Meer gefischt, geräuchert und an die hungrigen Besucher verkauft. Als Bonus gab es gab noch einen Wettbewerb, wer die meisten und größten Flunder angelt. Sie bestanden darauf, dass ich einen dieser platten Fische probieren muss und spendierten mir eine Portion.

Während ich probierte den Fisch zu essen (garnicht so einfach) unterhielt sich Teet, einer der drei Esten, fleißig mit den anderen Besucher. Gerade hatte ich aufgegessen, winkte er mich zu der mobilen Sauna herüber. Er hat mit dem Besitzer abgemacht, dass wenn ich mit Fahrradhelm in die Sauna gehe, diese für mich kostenlos ist. Yeah! Also Klamotten runter und Helm angezogen und schon saßen Teet und ich in der Sauna und schwitzten bei einem kühlen Bier, das mir eine nette Estin in die Hand gedrückt hat. Das beste daran war die Abkühlung: Wir mussten nur 100 m durch den Sand laufen um dann nackig in die Ostsee zu springen. Ein Traum!
Auf dem Rückweg vom ersten Saunagang kamen wir einer anderen Gruppe ins Gespräch, die so angetan von der Radtour waren, dass sie unbedingt mit Wodka anstoßen wollten.

Nach dem zweiten Saunagang fing es langsam an zu regnen und die gesamte Meute versammelte unterm Pavillon, wo auch noch eine Band spielte. Kaum hatte ich mein Bier ausgetrunken, bekam ich von netten Bekanntschaften ein Neues in die Hand gedrückt – und das den ganzen Abend. Der Versuch mit einem deutschen Ehepaar, die auch mit dem Rad unterwegs waren, zu quatschen wurde mehrfach dadurch unterbrochen, dass ich wieder auf die “Tanzfläche” gezerrt wurde um mit einer fröhlichen Dame im Sand zu tanzen – ich war verwundert, dass sie bei den Mengen an Alkohol überhaupt noch Tanzen konnte. Je später der Abend, desto schwieriger ist es für mich die ganzen Geschehnisse zu sortieren.. Ist aber auch egal, es war grandios! Natürlich habe ich während dessen an alles andere gedacht als Fotos zu machen. Daher gibt’s nur Fotos vom Strand am nächsten Morgen..

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Von Helsinki gings direkt mit der Fähre nach Tallinn. Eigentlich keine große Sache, aber wegen des starken Windes wurden alle Schnellfähren gecancelt und die großen Fähren waren fast alle ausgebucht. Mit viel Glück bekam ich noch ein sehr günstiges Ticket (17 €) für eine langsame Fähre für 2000 Personen. Von Ausbau gleicht die Fähre mehr einem Kreuzfahrtschiff: So saß ich 3 Stunden lang in einer trendy Bar mit Livemusik und schaute den Menschen beim essen, trinken, tanzen und duty-free-shoppen zu. Wie jedesmal bei längeren Fährfahrten fühlte ich mich vollkommen fehlplaziert und konnte den offensichtlichen Genuss der anderen Passagiere nicht nachempfinden. In meinem momentanen Rhythmus und Zustand ist mir solch ein Reisetempo einfach zu schnell, aber vielmehr vermisse ich den unmittelbaren Kontakt zur Umwelt.

Als endlich die Skyline von Tallinn am Horizont erschien, konnte ich es kaum erwarten das Schiff zu verlassen und in das neue Kapitel der Radreise – die baltischen Staaten – zu starten. Um die Stadt ausgiebig erkunden zu können, habe ich mich zwei Tage lang in einem günstigen Hostel in der Altstadt einquartiert. Tallinn, besonders der historische Kern, ist ein Traum! Hier kann man stundenlang durch kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster schlendern, wunderschöne Altbauten, Höfe und Kirchen bewundern und für wenig Geld in Cafés, Bars und Restaurants das Leben genießen. Lustig ist, das man hier persönlich in Restaurants und andere Geschäfte eingeladen wird und das scheint keine Touristenfalle sondern eine höfliche Geste zu sein. Allerdings bin ich etwas irritiert, weil mich eine Frau in einer großen Traube von Menschen zielstrebig ansteuerte und mir einen Flyer für erotische Massagen in die Hand drückte. Sehe ich etwa so unrelaxt oder sexuell frustriert aus?

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Die Altstadt Tallinns bei Nacht

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Eine Kreuzfahrt, die ist lustig.. Oder auch nicht