Da Serbien weder Mitglied der EU noch des Schengen Abkommens ist, hatte ich von Ungarn nach Serbien meinen ersten “richtigen”  Grenzübergang mit Zoll und doppelter Passkontrolle. Erstmalig hatte ich das Gefühl ein fremdes Land zu betreten, unter anderem wegen des kyrillischen Alphabets und der polizeilichen Meldepflicht. Diese besagt, dass man täglich seinen Übernachtungsort melden muss – schwierig, wenn man plant in der Natur zu zelten. Falls man bei der Ausreise keine lückenlose Aufenthaltschronik vorweisen kann droht Bußgeld. In der Praxis wird dies nur von übereifrigen Grenzbeamten kontrolliert und Bußgelder sind sehr unüblich. Meine Taktik ist daher im Zweifelsfall unwissend zu tun, schöne Augen zu machen und verlegen den Ziegenbart zu kraulen :)

Nach dem Grenzübergang vergingen nur wenige Stunden und ich fühlte mich verdammt wohl im neuen Land – so schnell wie noch nie auf der Reise. In der Bäckerei half mir das gesamte Personal und Kundschaft ein leckeres Brot zu finden, überall winken und grüßen Menschen und wenn mal ein Auto hupt, dann nur um mit jubelden Insassen zu überholen.. Ich liebe die Serben!

Das Wetter ist grandios (25 Grad und Sonnenschein), das Essen super (überall gibt’s leckeren Ajvar!) und die Landschaft noch platt aber sehr schön.. Die nächsten Tage werden spitze!

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Flach aber nie langweilig

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Nur Felder weit und breit

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Streetart? Wohl kaum, trotzdem interessant :)

Die letzten Kilometer durch Ungarn pedallierte ich durch den flachen Süden mit endlosen landwirtschaftlichen Flächen und vielen Chilifeldern. In den umliegenden Dörfern haben die Häuser eine sehr außergewöhnliche Dekoration: Überall hängen Netze mit den Schoten zum trocknen.

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Eigentlich hatte ich geplant nach Ungarn über Slowenien und die Alpen wieder nach Deutschland zurück zu radeln. Da jedoch die Tage immer kürzer werden und der Herbst sich merklich ankündigt, gibt es nur eine logische Konsequenz wie ich die Reise fortsetzen kann: Ab in den Süden!

Ich werde daher entlang der Donau durch Serbien, Rumänien und Bulgarien ans schwarze Meer nach Constanta fahren und dann der Schwarzmeerküste bis nach Istanbul folgen. Hoffentlich ist es dann noch so warm, dass ich am Strand liegen und im Meer baden kann, bevor es dann per Flieger zurück ins kalte Deutschland geht.

Den ersten Impuls dazu hatte ich schon in Trondheim, als ich zwei Tage bei Mihai verbrachte. Er stammt aus Rumänien und hat mir viel über den Balkan erzählt. Danach traf ich noch viele Reisende und Radfahrer, die mir vom Balkan, den Menschen dort und der Route entlang der Donau vorschwärmten. Und wenn ich schon am schwarzen Meer bin, ist Istanbul, das südöstliche Ende Europas, auch nicht mehr weit :)

Ganz besonders habe ich mich auf Kecskemét in Ungarn gefreut, da dort Daniel, ein guter Schulfreund, mit seiner Frau Rozita lebt. Und das Beste: Die Beiden sind vor 7 Monaten stolze Eltern von Szabolcs geworden – ein Prachtexemplar von Sohn!

Vorab habe ich mich noch mit Freunden aus Aachen abgesprochen, ob sonst wer noch Zeit und Lust hat Daniels Familie zu besuchen. So kam es, dass an dem Wochenende insgesamt 6 Aachener zu Besuch waren. Wir hatten ein wunderschönes, aufregendes, verdammt leckeres und heiteres Wochenende, leider nicht ganz ohne Verluste. Ein großer Spaß war es, die Bäume des Nachbarn zu fällen, zerkleinern und anschließend auf einem riesen Feuer zu verbrennen. Dabei rammte sich Bene leider die Axt in den Fuß und schaffte es beinahe seinen kleinen Zeh abzuhacken. Zum Glück nur fast, so dass die ungarischen Ärzte Knochen, Sehne und Fleisch wieder zusammen basteln konnten.

Es war unfassbar wie wir über die Tage kulinarisch umsorgt wurden. Noch bevor wir hungrig werden konnten, gab es schon die nächste Köstlichkeiten, die größtenteils von Rozita und ihrer Mutter zubereitet wurden. Von Daniel und seinem Onkel gab’s zudem noch üppig selbstgebrannten Obstschnaps. Wir sind total überwältigt von der Gastfreundschaft und wissen nicht, wie wir uns dafür auch nur annähernd bedanken können.
Vielen Dank für diese wunderbare Zeit mit Euch!

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Gruppenfoto, leider ohne Daniel, Rozita und Szabolcs

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Wald abholzen und verfeuern!

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So heizt man ein Feuer an :)

Da ich in Banská Bystrica keinen Ersatz für meine Luftmatratze fand und auf halber Strecke bis Budapest keine Stadt mit Hostel liegt, nahm ich den Zug bis Budapest. Leichter gesagt als getan.. Für zwei Teilabschnitte der Strecke war die Fahrradmitnahme nicht möglich, sodass ich diese radelte.

In Budapest selber verbrachte ich insgesamt vier Tage und trotzdem habe ich das Gefühl nur einen Bruchteil der riesigen und lebhaften Stadt erkundet zu haben. Einen Tag besuchten Guus, den ich Zakopane kennen lernte, und ich Budapests größtes Badehaus Széchenyi. Ganze 8 Stunden entspannten wir in den zahlreichen Pools und Saunen. Hammer gut! :)

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Ausblick über Budapest von der Citadelle (Buda zur linken und Pest zur rechten Seite). Ich hatte leider meine Kamera nicht mit, daher hier dieses miserable Handyfoto

Richtung Ungarn führt mein Weg noch über die Niedere Tatra. Zwar ist der Teil der Karpaten mit Gipfeln über 2000 m nicht wirklich flach, jedoch sind die Berge im Gegensatz zur Hohen Tatra sanfter und geschwungener.

Die Passhöhe lag nur bei 1200 moh, aber da ich noch angeschlagen war empfand ich den Pass als ziemlich anstrengend. Zum Glück ging es danach bis Banská Bystrica fast nur noch bergab.

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