Von Prizren bis Kukës in Albanien gibt es nur eine vernünftige Route – über die Autobahn!

Für die Grenzbeamten war es völlig normal, dass wir mit dem Rad auf der Autobahn unterwegs sind und auch sonst scheint Vieles egal zu sein: In regelmäßigen Abständen sieht man kleine Holzleitern über die Leitplanken damit Fußgänger entspannter die Autobahn überqueren können. Einmal kam uns sogar ein Auto im Rückwärtsgang entgegen. Wir fühlten uns pudelwohl und genossen die seltene Erfahrung.

Die Landschaft, mit der uns Albanien begrüßte, war atemberaubend und kündigte an was für ein wildes, abenteuerliches Land uns nun erwartet. Hohe, schroffe, kahle Berge, tiefgrüne Weiden und ausgetrocknete Flusstäler.

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Nach einem kurzen Stopp in Kukës radelten wir aus der Stadt um einen Platz zum Zelten zu suchen. Es dämmerte bereits und unsere Beine waren müde von den steilen Anstiegen. So fragten wir einen Albaner, der gerade mit seinem Traktor vom Feld kam, ob er uns nicht den Berg hochziehen kann. Er hatte ebenso viel Spaß dabei wie wir, übergab seinem Bruder das Steuer und setze sich uns gegenüber auf den Anhänger um Fotos zu machen und mit uns zu quatschen. Im Dorf Bicaj angekommen, lud er uns noch auf einen Tee ein und sagte uns, dass wir auf dem umzäunten Gelände des Krankenhauses sicher campen können. Später kam jedoch ein Freund von ihm vorbei, führte uns zum Polizeirevier, zeigte uns einen Raum zum Schlafen und übergab uns den Schlüssel. Ein grandioser erster Übernachtungsort in Albanien!

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Nach zwei Nächten in Pristina war es wieder Zeit weiter zu ziehen. Unser nächstes Ziel im Kosovo war die zweitgrößte Stadt Prizren – aber nicht auf direktem Wege sondern über Ferizaj und den Prevalac (1560 moh) durch die hohen Berge im Süden.

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Eigentlich wollten wir als Nachtlager den Fuß des Passes noch erreichen (wir hatten Respekt vor den angeblichen 15 bis 22% Steigung) aber mal wieder kam alles anders. Etwa 10 km hinter Ferizaj kamen wir am Straßenrand mit Agron ins Gespräch. Er lebt seit 20 Jahren in Düsseldorf und besucht im Kosovo seine Familie. Kurzerhand wurden wir ins Haus eingeladen in dem seine Mutter und sein Bruder mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt.

Für uns war es das erste mal in einer albanischen Familie und wir durften eine sehr herzliche, neuartige Gastfreundschaft und Kultur erleben. Spontan und ohne von uns zu wissen kamen am Abend noch Onkel, Tanten, Cousins, Cousinen und Freunde zu Besuch – full House! Die Frauen machten Abendessen, alle die essen wollten saßen zusammen in der Küche um einen flachen runden Tisch auf dem Teppich, die Anderen saßen im Wohnzimmer, quatschen, spielten mit den Kindern und tranken Tee.

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Schon die Einrichtung macht deutlich wieviel Wert hier auf Familienleben, Gastfreundschaft und Spontanität gelegt wird: Im Salon bzw. Wohnzimmer erstreckte sich das längste Ecksofa, das ich je gesehen habe. Hier ist Platz für bestimmt 20 Personen und bleibt der Besuch spontan über Nacht, lassen sich alle Sofas zu Betten ausziehen. Ähnlich ist es in der Küche: Dadurch, dass am Boden gegessen wird (super angenehm und schön!) und es keine Stühle gibt, ist die Anzahl an “Sitzplätzen” nicht begrenzt. Kommt noch ein weiterer Gast zu Besuch, wird einfach ein bisschen enger zusammen gerückt.

Was uns faszinierte war nicht nur das schöne Miteinander sondern auch das entspannte Nebeneinander. Als Gast fühlten wir uns herzlich umsorgt aber nicht als Zentrum des Geschehens, was die gesamte Situation sehr entspannt macht.

Nach einer bequemen Nacht im Gästezimmer verbrachten wir am Morgen noch gemütliche Stunden mit der Familie, genossen ein üppiges Frühstück und Kiki konnte sich noch im Frittieren von Gebäck (ähnlich wie Quarkbällchen) und dem Melken der Kuh versuchen. Nach einer finalen Stärkung mit Baklava und Kaffee radelten wir weiter Richtung Passhöhe.

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Die gesamte Strecke über den Prevallë-Pass bis Prizren war unglaublich und wir waren so euphorisiert von den Bergen und Panoramen, dass wir die Anstrengung schnell vergessen hatten.

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Über Lebane reisten wir von Osten in den Kosovo ein. Ein anstrengender Grenzübergang auf ca. 1000 moh und zudem ein aufregender: Da Serbien die Autonomie Kosovos nicht anerkennt, quittiert der serbische Zoll in der Regel nicht die Ausreise im Reisepass. Bei der erneuten Einreise nach Serbien kann es daher zu Problemen kommen. Zudem soll es angeblich üblich sein, dass der kosovarische Zoll nicht direkt im Reisepass sondern auf einem eingelegten Blatt stempelt um Komplikationen mit anderen Ländern zu vermeiden. Bei uns kam alles anders: Kiki bekam einen serbischen Stempel zur Ausreise (ich nutzte den Personalausweis) und die kosovarischen Grenzbeamten stempelten direkt im Reisepass.

Wir hatten keine Ahnung, was uns im Kosovo erwarten würde. Reisende erzählten uns von den gastfreundlichen Kosovaren – vorallem gegenüber Deutschen – und der schönen, bergigen Landschaft; Hingegen warnten uns die Serben vor den Kosovoalbanern. Sie selber hätten Angst in den Kosovo zu fahren, da die Albaner die Serben “hassen” und körperlich Übergriffe nicht selten seien.
Uns stellte der Konflikt zwischen den Kosovoalbanern und der serbischen Minderheit vor banale Fragen, z. B. auf welcher Sprache man nun Kosovaren grüßen sollte.

Die erste richtige Stadt hinter der Grenze war gleich die Hauptstadt Pristina – auf den ersten Blick sympathisch. Vom Stadtbild gibt es keine auffallende Unterschiede zu Serbien bis auf die Minarette der Moscheen die hier vermehrt anstelle von Kirchtürmen über die Dächer ragen.
Auffallend in Pristina ist die allgegenwärtige Präsenz unterschiedlichster Cafés und der Kaffee bzw. der Macchiato ist hier wirklich unfassbar gut. Wer meint im Wien sei die Dichte an Kaffeehäusern groß, sollte mal nach Pristina reisen! Zum Kaffee gibt es oft noch eine reiche Auswahl an süßen Teilchen, Kuchen und Torten die auch noch verdammt günstig sind. Ihr könnt euch also vorstellen, wie wir hier die Zeit verbringen.. Aus einer geplanten Übernachtung in Pristina sind bereits zwei geworden :)

In Gesprächen mit jungen Kosovoalbanern wird immer wieder deutlich, dass eine große Angst und Vorurteile gegenüber den Serben existieren und die Problematik in den Menschen und nicht der Politik gesehen wird. Wir haben von beiden Seiten gehört wie vermeintlich gefährlich die Albaner bzw. Serben seien und wie übel die Absichten (Großserbisches bzw. -albanisches Reich) der jeweiligen anderen ethnischen Gruppe seien und dabei wird gleichzeitig beteuert, dass ihre eigenen Absichten Friedliche sind.. Eine prekäre Situation. Wir sind gespannt mit mehr Kosovaren und Albanern über die Situation zu sprechen und mehr über die Hintergründe des Konflikts zu erfahren.

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We have to admit that Romania did not make it easy for Serbia to keep up.

Most of the time when we access a new country, the first few days are accompanied by a feeling of newness, even insecurity but curiosity at the same time (especially for supermarkets). I think these feelings is what constitutes the challenge of travelling. Which words to use, how to pronounce, the form of greetings and other gestures, new faces and expressions to deal with. It is a beautiful challenge.

This time, the feeling was additionally filled with a the beautiful memories of Romania – obviously for Serbia this was a difficult position to start with. However finally even some tears were running when we left Serbia after almost a week, the Serbs and their country deeply locked in our hearts.

The country is very different from the places we have seen so far, and especially Romania, with it’s cozy villages made up of small but beautifully framed houses. Serbia seemed much less densely populated to us. There were long roads through hilly lands and we didn’t see many people. For the first time we put on our headphones while cycling without having the feeling of creating a distance between us and the people – since there were almost none. Like this we enjoyed the nature and the sound made the feeling complete.

The villages and even cities in contrast often looked somehow incomplete. houses are bigger here than in Romania but therefore doors, windows, even the plaster is missing. Many houses are simply build of grey concrete waiting for colour to be banished from grey. Newer ones are more sterile, maybe minimalistic, but I preferred the small scale beauty in Romania. Whereas it was often similarly (economically) poor, it felt more alive and filled with the love of the people. To me many Serbian houses looked like unfinished and despite people lived there it seemed abandoned. (Don’t get me wrong here, I know that often financial reasons make it impossible to e.g. rennovate a house but also the rich and new houses gave me that feeling.)

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However wherever we went, people greeted us warmly. And – exceptionally so far – with joyful and vibrant spirits. We met a man working for the national park near Donji Milanovac, who told us enthusiastically how the Danube dam was build, how it was transformed from a rapid, tearing stream (with professional skippers required to manoeuvre the ships through) into a wide slow lake-like river as it is today.
The first night in Nis we stayed with Tamara and Nikola, two really cool couchsurfers (and I also met my friend Guru again). The next day one man from planet-bike.rs, generously helping me fixing my bike. With him it was just fun being around and while waiting we met several inhabitants of Nis and also Hirooki, a traveler from Japan who quit his job for a one-year around the world trip.

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After leaving I felt happy that we spend so much time with the people in Nis, because before I somehow missed the feeling of being connected to the country. However, theses worries turned out to be absolutely groundless because of Ljubisa, Gordiza, Jelena, Bobby, Emma and all the other welcoming inhabitants of Brestovac. Brestovac, named after a tree, is the village or smaller town, that we reached already 25 km behind Nis.

A lively festival with traditional dances and food was reason enough for a short break. Well, short turned out to be inacceptable for Brestovac and basically after 30 seconds Lukas was captured by the locals, with Rakija in one and cake in the other hand. Faster as we could notice we were part of the festival, invited to try all the local specialties and learn about traditions ranging from dresses over dances, wooden lamps, old money, and of course food. We had the pleasure to try an incredible fish soup and a cake – sublime!!!
Spontaneously we decided to accept Ljubisa’s invitation to stay over for a night (the weather wasnt that nice anyways and we felt pretty comfortable among the friendly Brestovacians).

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Looking back today, no words could do justice to the time we spent here. I can only say that we were treated like family members, enjoyed the fantastic cooking skills of Gordiza and Jelena, had a lot of fun making Ayvar, felt like home already the first night, stayed another one and had really interesting and great conversations (not avoiding sensitive topics such as the Kosovo conflicts). With Bobby we got the chance to take part in the math class of the local school and even Ljubisa got a sense of good old times while joining us.

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In two days I learned so much Serbian thanks to the endless patience of all of them. Similarly I think Ljubisa’s French got refreshed and also Jelena”s German (she had finished a 7 weeks course in June and good speak already quite well).

We left, as a German saying states: “with a laughing and a crying eye”. It didnt feel like only 2 days with a new family. Rather like 2 weeks in an old, second home. And I hope, I am looking forward, to come back and/or welcome you in Aachen!

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