Wir haben schon mehrfach davon berichtet wie herzlich und offen uns die Rumänen begegnet sind und aufgenommen haben. Die vergangenen zwei Tage – die letzten in Rumänien – waren wieder einmal nur unglaublich!

Wir waren auf dem Weg von Targu Jiu, über Baia de Arama nach Baile Herculane als wir uns hinter Baia de Arama in der Abenddämmerung nach einem Schlafplatz umsahen. Dabei fanden wir einen vielversprechenden Schotterweg ins Grüne. Kiki wollte kurz vorfahren um hinter der Kurve die Location abzuchecken und kam dabei mit einem Rumänen ins Gespräch, der in seinem Garten Feuer machte. Die Kommunikation war schwierig und zur Unterstützung rief er seinen Neffen Viktor an, der mehrere Monate im Jahr in Deutschland arbeitet und daher fließend Deutsch spricht. Er kam daraufhin mit dem Auto vorbei und bot uns an im Garten zu zelten oder bei ihm Zuhause zu übernachten – wie wir wollen. Wir wählten das Zelt und Viktor verabschiedete sich mit einer Einladung zum Frühstück am nächsten Morgen.

Nach einer guten Nacht mit einem wachsamen, süßen Hund im Garten kam Viktor mit dem Auto vorbei, zeigte uns den Weg zu sich nach Hause und stellte uns seine Frau Dana sowie seine Tochter Anna-Maria vor. Das Frühstück war bereits fertig aufgetischt und es gab gekochte Eier, Zacusca, Blaubeermarmelade (alles selbstgemacht!), Brot, Käse und köstlichen Kaffee. Wir fühlten uns wie Könige!

Viktor und Dana erzählten uns viel vom Leben und den Problemen in Rumänien und von ihrer Arbeit in Deutschland: Viktor arbeitet 4 Monate im Jahr auf einem Weingut an der Mosel und Dana im selben Ort in einer Weinstube. Während der Sommerferien (3 Monate lang) lebt auch ihre Tochter in Deutschland.
Bevor wir uns wieder auf die Räder setzten, zeigte Viktor uns noch seine verschiedenen angebauten Weinsorten. Und wir sind uns einig – wir haben nie so leckere und unterschiedlich schmeckende Trauben gegessen! Zudem wurden wir noch reich beschenkt: Selbstgemachtes Zacusca, Ziegenkäse, Blaubeermarmelade und Weißwein von Viktor’s Weingut an der Mosel.. Wir waren überwältigt.

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Nichtmal 5 km weiter trafen wir dann Viktor’s Onkel Dada wieder, den wir am Abend zuvor getroffen hatten. Er begrüßte uns richtig euphorisch und winkte uns direkt in den Vorgarten, der komplett mit Weinpflanzen “überdacht” war.. So aßen wir noch mehr Weintrauben und wurden von der Familie in den Garten eingeladen. Dort leben Daniel und seine Frau Christina mit ihren süßen Töchtern Cosmina, Mirona und Stefanie (8, 7 und 2,5 Jahre alt) und Dada, seine Frau, der nette Nachbar Dima und der 4 jährige Sohn Andree von Daniels Bruder waren zu Besuch. Der Garten lässt sich nur schwer beschreiben: Neben einer gemütlichen Sitzecke gab es prächtige Gemüsebeete, ein Gehege mit Hühnern und einer Ziege und noch zwei Schweineställe. In dem einem befindet sich eine 1,5 Jahre alte Sau, die geschätzt 200 kg auf die Waage bringt und dieses Jahr Weihnachten als Braten enden wird. Das andere Schweinchen hat noch ein Jahr länger zu leben.

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Wir fühlten uns saumäßig wohl und wurden umsorgt mit allerlei selbstgemachten Köstlichkeiten. Angefangen mit Blaubeer- und Himbeersirup mit Wasser, Brote mit Tomaten (die aromatischsten, die wir jemals gegessen haben), Ziegenkäse (Daniel hat eine Herde mit 100 Ziegen), Honig bis zu Pilanka (Plaumemschnaps) und Visinata (Blaubeerschnaps). Die Stunden vergingen wie im Fluge und als wir auf die Uhr guckten war es schon halb 5.. Bis dahin sind wir gerade mal 8 km geradelt :)

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Mit schwerem Herzen und mal wieder überwältigt von der Herzlichkeit machten wir uns dann doch noch auf den Weg Richtung Passhöhe. Wir wurden so reich beschenkt, dass all unsere Packtaschen und Packsäcke überfüllt waren: kiloweise Trauben, Pfirsiche, Birnen, Tomaten, Ziegenkäse, Zacusca, Visinata und Palinka. Die nächsten Tage werden wir an diese unvergesslichen Begegnungen zurück denken, schmausen, Schnaps trinken und uns einfach über dieser wunderbaren Begegnungen und unvergesslichen Momente freuen. 

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Ceausescu, du geiler Typ, danke für diesen legendären Pass!

1600 Höhenmeter später hatten wir wohl unseren schönsten Schlafplatz auf über 2000 moh – dank wachsamer Hunde auch ohne Kontakt zu Braunbären :)

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Transsilvanien bzw. Siebenbürgen liegt im Zentrum Rumäniens und wird hufeisenförmig durch den Karpatenbogen umschlossen. Landschaftlich ist Transsilvanien überwiegend eine welliges Berg- und Hügelland und ist nicht so dicht bewaldet wie der Karpatenbogen. Folglich für uns eine schöne Abwechslung und eine kleine Erholung für die Beine. Trotz der gemäßigten Topografie ging es auf dem Weg nach Praid Richtung Sighisoara nochmal über einen Pass auf 1000 moh.

Obwohl Siebenbürgen inmitten von Rumänien liegt, haben die meisten Städte deutschen Ursprung. Grund dafür ist, dass ab dem Jahre 1147 zur Zeit des ungarischen Königreichs deutsche Siedler aus dem Rhein- und Moselgebiet (Siebenbürgen Sachsen genannt) angeworben wurden um die Grenze Richtung Osten zu verteidigen. So haben die meisten Dörfer und Städte sowohl einen deutschen als auch einen rumänischen Namen, es wird zum Teil deutsch gesprochen und es gibt noch viele deutsche Schulen. Wir waren überrascht zu sehen, dass die Siebenbürger Sachsen noch 800 Jahre später sich klar als Deutsche sehen und keine Vermischung der Kulturen stattgefunden hat. Nach der rumänischen Revolution 1989 verließen die meisten Sachsen Rumänien. So stellen heute die Siebenbürger Sachsen mit weniger als 2 Prozent nur noch eine kleine Minderheit dar. Die Sachsen, Rumänen und Zigeuner leben hier friedlich zusammen, dennoch existiert eine klare Abgrenzung zwischen den Bevölkerungsgruppen, was uns besonders in den Gesprächen mit Sachsen und Rumänen deutlich wurde.

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Von Bicaz in Moldau aus führt der Bicaz-Pass über den Bergkamm der Karpaten nach Gheorgheni in Transsilvanien.

In Bicaz angekommen suchten wir nach einem Restaurant mit traditionellem, vegetarischen Essen – garnicht so leicht! Dabei trafen wir Alex der uns gleich zu sich nach Hause zum Kochen einlud.. endlich mal wieder eine richtig Küche! Den restlichen Nachmittag verbrachten wir so bei Alex’s Familie, machten Ofenkartoffeln und -gemüse sowie Kaiserschmarrn. Alex lebt eigentlich in der Nähe von Manchester, studiert dort Sound Engineering und hatte viel Spannendes zu erzählen. Erst spät konnten wir uns aufraffen um doch noch an den Fuß des Passes zu radeln.

Die Nacht über regnete es ununterbrochen und als auch am Morgen der Regen uns keine Pause ließ zum Abbauen, packten wir das nasse Zelt ein und fuhren den Pass hinauf. Alex’s Versprechen, dass der Pass einer der schönsten Straßen Rumäniens ist, bewahrheitete sich schnell: Unglaubliche Schluchten, Wasserfälle, enge Serpentinen und auch der Regen hörte schnell auf.

Die Vorstellung noch im Abend ein nasses Zelt aufzubauen und zu trocknen bewegte uns erstmalig dazu in einer Pension zu übernachten.. Die warme Dusche war auch sehr willkommen :)

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Nachdem wir den meisten Regen und die Kotzerei in Vatra Dornei überstanden hatten, radelten wir gemütlich entlang des Flusses Bistrita Richtung Stausee.

Die zwei Tage waren vor allem wegen des wunderschönen Lichts und der malerischen Landschaft ein Traum. Besonders Interesse haben die zum Teil abenteuerlichen Brücken über den Fluss geweckt (die Brücke, die Kiki auf dem Foto überquert, ist übrigens für Autos!).

Unsere Übernachtungen waren ebenso idyllisch: Die erste (eisige 2°C) Nacht schliefen wir am Flussufer mit Gesellschaft eines Pferdes. Die darauf folgende Nacht teilten wir unser riesiges Areal mit unzählig vielen Kühen, jungen Bullen, Pferden und auch Wildschweinen. Die Nacht war aufgrund der vielen Geräusche am Zelt nicht ganz so erholsam :)

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4 Tage sind wir nun durch die Waldkarpaten in der Ukraine geradelt und müssen erstmal noch unsere Eindrücke sortieren. Es war einfach eine unfassbar intensive und schöne Zeit. In den nächsten Tagen werden wir probieren noch einen kleinen Text über unsere Erfahrungen zu schreiben. Bis dahin gibt’s vieeeele Bilder :)

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Manchmal passieren Geschichten, die man im Nachhinein selber nicht glauben kann. Gestern Abend geschah eine solche.

Kiki sah am Ende einer Stichstraße einen Grillplatz direkt am Fluss – ein idealer Schlafplatz. Noch bevor wir unser Abendessen machen konnten, kam Ryben, ein etwas bizarrer Slowake, mit seinem Hund vorbei. Er spulte mit seinem Hund das gesamte Programm ab. Besonders imposant war es, wenn er Stöcke in den Fluss warf und der Hund mit einem riesen Sprung mit Bauchplatscher hinterher sprang. Nachdem er mit uns alle denkbaren Fotos gemacht hatte, verabschiedete er sich (mit Segnung!) und ließ sich auf dem Fahrrad von seinem Hund nach Hause ziehen.

Kurze Zeit später kam ein im Camouflage-Mantel gekleideter Mann samt Angel vorbei. Er signalisierte uns, dass es noch einen besseren Spot zum Campen gibt und ich folgte ihm dahin. Auf dem Weg dahin zeigte Stefan mir sein Waffenarsenal zum angeln: Angel, Gewehr und eine fette Armbrust. So fängt man hier wohl die richtig große Fische ;)
Er führte mich allerdings nicht zu einem anderen Spot am Fluss, sondern direkt zu sich nach Hause. Im Garten saßen seine Frau, Töchter und Enkel beisammen. Eva, seine Tochter, hat längere Zeit in England gelebt und konnte so endlich vermitteln, was Stefan uns mitteilen wollte: Wir sollen doch in seinem Garten zelten, da es dort sicherer sei (ab und an sollen Gypsies am Fluss entlang ziehen).

So landeten wir also bei der Familie im Garten. Wir wurden zum Abendessen eingeladen und zum Schnaps.. Aus den zwei selbstbebrannten Apfelschnäpsen (auf einem Bein kann man nicht stehen!) wurden jedoch über den heiteren Abend wohl noch 10 bis 15.. Irgendwann hörten wir auf zu zählen. Josef und ich holten später noch die Gitarren raus und er spielte slowakische Songs. Ein wunderschöner Abend!
Wir sind mal wieder vollkommen überwältigt von einer solchen Gastfreundschaft! Danke liebe Familie Hasuk!

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Ziemlich geschafft von Berge, Sonne und den Vortagen kamen wir in Detva an – über eine Strasse bei der ich zum ersten Mal nicht nur für Fotozwecke einen Helm anzog. Lukas meinte später es sei “total harmlos” gewesen.

Das was wir in den ersten Stunden von Detva erlebten toppte die Hauptstraße bei weitem: Die typischen Plattenbauten, die hier jeden noch so kleinen Ort in eine Art 2-Klassen Gesellschaft aufteilen, prägten hier das gesamte Stadtbild. Dazu schmetterte eine monotone Frauenstimme die aktuellen Supermarktschnäppchen durch ein Netz von Lautsprechern, denen man höchstens durch harte Ignoranz entfliehen konnte (so laut, an jeder Strasseecke befestigt und inklusive Doppelbeschallung). Was so wichtig ist, dass sich kein Stadtbewohner den Durchsagen entziehen kann bzw.
darf, konnte uns ein Einheimischer erzählen: Aktuelle Events in der Stadt und ob jemand gestorben ist. Seltsam!

Später konnten wir feststellen, dass der alte Stadtkern sich einfach weiter im Norden befand. Hier gab es die schönen Bauernhöfe und Einfamilienhäuser. Dort trafen wir auch Matus, der uns einlud in seinem Garten zu zelten. Eine Gastfreundschaft, die wirklich unglaublich ist obwohl wir quasi nicht kommunizieren konnten. Neben Wasser, Licht, Frühstück, Kaffee, Obst und viel Herzlichkeit gab es jeweils 2 Schnaps abends und morgens die uns nicht nur gut schlafen ließen sondern einzig logischer Grund für unsere absolute superman/woman Kondition am nächsten Tag sein konnte. Da rockten wir etliche 12% Steigungen und hunderte Höhenmeter durch die immer bergischer werdende Landschaft.

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Der gestrige Tag verdient es als perfekt bezeichnet zu werden. Von Nitra ging es schon um 7 Uhr los. Ziel: Banska Stiavnica, die älteste Bergstadt der Slowakei (UNESCO Weltkulturerbe) für Gold- und Silberabbau. Bis zum frühen Nachmittag (Kaffe Pausen inklusive) radelten wir 70/80km durch kleine wunderschöne Dörfer, eine malerische Landschaft, an Flüssen entlang, über Hügel und durch Wälder, mit wie immer viel Street food ;). Die Häuser hier sind sehr schick und bunt, leider meistens von einer massiven Mauer oder Zäunen umgeben. Aber durch die Tore sieht man viele Gemüsegärten oder liebevoll gestaltete Höfe.

Um 4 Uhr gings dann überraschenderweise noch mal knapp 1000 hm hoch um unsere Banksa Stadt zu erreichen. Was sich absolut gelohnt hat weil sie nicht nur malerisch schön ist, (anscheinend die Stadt mit den meisten Kirchen in Relation zur Größe in Europa) und dazu noch ein dreitägiges Jazz Festival (Hudobny Festival) statt fand. Als Schlafplatz diente ein See am oberen Ende der Stadt, ein Geheimspot den uns die Veranstalterin verriet. Der Abend war einfach der krönende Abschluss dieses Tages und vor allem das “Skalpel” Konzert in der Burg um Mitternacht war beeindruckend (für alle experimentell electronic jazz Musik Fans: Check it out!)

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