Eigentlich hatte ich geplant nach Ungarn über Slowenien und die Alpen wieder nach Deutschland zurück zu radeln. Da jedoch die Tage immer kürzer werden und der Herbst sich merklich ankündigt, gibt es nur eine logische Konsequenz wie ich die Reise fortsetzen kann: Ab in den Süden!

Ich werde daher entlang der Donau durch Serbien, Rumänien und Bulgarien ans schwarze Meer nach Constanta fahren und dann der Schwarzmeerküste bis nach Istanbul folgen. Hoffentlich ist es dann noch so warm, dass ich am Strand liegen und im Meer baden kann, bevor es dann per Flieger zurück ins kalte Deutschland geht.

Den ersten Impuls dazu hatte ich schon in Trondheim, als ich zwei Tage bei Mihai verbrachte. Er stammt aus Rumänien und hat mir viel über den Balkan erzählt. Danach traf ich noch viele Reisende und Radfahrer, die mir vom Balkan, den Menschen dort und der Route entlang der Donau vorschwärmten. Und wenn ich schon am schwarzen Meer bin, ist Istanbul, das südöstliche Ende Europas, auch nicht mehr weit :)

Ganz besonders habe ich mich auf Kecskemét in Ungarn gefreut, da dort Daniel, ein guter Schulfreund, mit seiner Frau Rozita lebt. Und das Beste: Die Beiden sind vor 7 Monaten stolze Eltern von Szabolcs geworden – ein Prachtexemplar von Sohn!

Vorab habe ich mich noch mit Freunden aus Aachen abgesprochen, ob sonst wer noch Zeit und Lust hat Daniels Familie zu besuchen. So kam es, dass an dem Wochenende insgesamt 6 Aachener zu Besuch waren. Wir hatten ein wunderschönes, aufregendes, verdammt leckeres und heiteres Wochenende, leider nicht ganz ohne Verluste. Ein großer Spaß war es, die Bäume des Nachbarn zu fällen, zerkleinern und anschließend auf einem riesen Feuer zu verbrennen. Dabei rammte sich Bene leider die Axt in den Fuß und schaffte es beinahe seinen kleinen Zeh abzuhacken. Zum Glück nur fast, so dass die ungarischen Ärzte Knochen, Sehne und Fleisch wieder zusammen basteln konnten.

Es war unfassbar wie wir über die Tage kulinarisch umsorgt wurden. Noch bevor wir hungrig werden konnten, gab es schon die nächste Köstlichkeiten, die größtenteils von Rozita und ihrer Mutter zubereitet wurden. Von Daniel und seinem Onkel gab’s zudem noch üppig selbstgebrannten Obstschnaps. Wir sind total überwältigt von der Gastfreundschaft und wissen nicht, wie wir uns dafür auch nur annähernd bedanken können.
Vielen Dank für diese wunderbare Zeit mit Euch!

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Gruppenfoto, leider ohne Daniel, Rozita und Szabolcs

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Wald abholzen und verfeuern!

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So heizt man ein Feuer an :)

Da ich in Banská Bystrica keinen Ersatz für meine Luftmatratze fand und auf halber Strecke bis Budapest keine Stadt mit Hostel liegt, nahm ich den Zug bis Budapest. Leichter gesagt als getan.. Für zwei Teilabschnitte der Strecke war die Fahrradmitnahme nicht möglich, sodass ich diese radelte.

In Budapest selber verbrachte ich insgesamt vier Tage und trotzdem habe ich das Gefühl nur einen Bruchteil der riesigen und lebhaften Stadt erkundet zu haben. Einen Tag besuchten Guus, den ich Zakopane kennen lernte, und ich Budapests größtes Badehaus Széchenyi. Ganze 8 Stunden entspannten wir in den zahlreichen Pools und Saunen. Hammer gut! :)

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Ausblick über Budapest von der Citadelle (Buda zur linken und Pest zur rechten Seite). Ich hatte leider meine Kamera nicht mit, daher hier dieses miserable Handyfoto

Richtung Ungarn führt mein Weg noch über die Niedere Tatra. Zwar ist der Teil der Karpaten mit Gipfeln über 2000 m nicht wirklich flach, jedoch sind die Berge im Gegensatz zur Hohen Tatra sanfter und geschwungener.

Die Passhöhe lag nur bei 1200 moh, aber da ich noch angeschlagen war empfand ich den Pass als ziemlich anstrengend. Zum Glück ging es danach bis Banská Bystrica fast nur noch bergab.

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Nachdem ich mich halbwegs von der Lebensmittelvergiftung erholt hatte und weiter radeln konnte, war ich nach 50 km schon so müde, dass ich vor dem Pass über die Niedere Tatra mein Zelt aufbaute. Als ich mich nach dem Zähneputzen schlafen legte, gab es ein lautes Zischen: Die Matratze war an zwei Stellen wie eine Wurstpelle aufgeplatzt und zwar so groß, dass eine Reparatur unmöglich war.

Das Blöde war nicht, dass es ohne Matratze ungemütlich ist, sondern dass es kalt wird. Und laut Wetterprognose sollte die Temperatur in der Nacht auf 3°C fallen. Also sammelte ich in der Dunkelheit soviele Tannenzweige (danke Bear Grylls!) wie möglich und stopfte sie unter meinen Zeltboden um mich vor der Bodenkälte zu schützen. Es hat funktioniert – ich habe die Nacht ohne Frieren überstanden, allerdings hatte ich schon bessere Nächte.

Heute bin ich daher bis Banská Bystrica geradelt, da es dort ein Hostel gibt. Ich hoffe, dass ich schnell Ersatz finde und wieder gemütlich im Zelt schlafen kann :)

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Nach einem ersten euphorischen Tag in der Slowakei habe ich in der kommenden Nacht den ersten richtigen Tiefpunkt der Reise erreicht. Am Abend genoss ich es noch so sehr durch die Hohe Tatra zu radeln, dass ich erst spät in der Dämmerung irgendwo im Nirgendwo mein Zelt aufbaute.

Wie immer kochte ich anschließend meine Reismahlzeit, stieß jedoch den Topf um und verteilte den gesamten Reis samt Wasser im Zelt. Schöne Sauerei! Nachdem ich das Zelt wieder sauber und trocken hatte, gab ich dem Vorhaben einen zweiten Versuch – mit Erfolg. Anstatt des wohligen Sättigungsgefühls war mir danach aber eher übel. Es dauerte nur wenige Minuten, da riss ich das Zelt auf um das Abendessen wieder auszukotzen. Und damit verbrachte ich die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden. Ich fühlte mich so als hätte ich nicht nur meinen kompletten Mageninhalt, sondern auch meine gesamte Energie ausgekotzt – jede Bewegung war mühselig. So schlief ich bis nachmittags um wieder zu Energie zu kommen.

Jetzt war aber das Missgeschick beim Kochen plötzlich ein Problem: Ich hatte kein Wasser mehr und war nach der Kotzerei super durstig. Die Möglichkeit alles zusammen zu packen, ins nächste Dorf zu radeln und dort Wasser zu besorgen war in diesem Zustand viel zu anstrengend. Da es regnete probierte ich mich allen Gefäßen Wasser aufzufangen um Zeit zu gewinnen und noch was schlafen zu können. Erst im späten Nachmittag konnte ich meinen Körper überreden aktiv zu werden und das Zelt abzubauen.

Zwar war das nächste Dorf nur wenige Kilometer entfernt, jedoch war ich mit meinen Kräften am Ende als ich dort ankam. Auf der Bahnhofstoilette konnte ich endlich Wasser trinken und nie hat mir Wasser so gut geschmeckt!

An weiter radeln war nicht zu denken, ich wollte einfach nur noch schlafen. So suchte ich nach irgendeiner Übernachtungsmöglichkeit und fand ein Hotel in der Nähe. Noch bevor ich nach Preis fragen konnte, fragte mich die nette Dame an der Rezeption wieviel ich denn bezahlen möchte.. Scheinbar muss ich echt kaputt ausgesehen haben. Ich buchte für zwei Nächte, duschte heiß und schlief erstmal 16 Stunden. Nach der ersten Nacht geht’s mir schon wesentlich besser und ich bin zuversichtlich morgen wieder fit zu sein.

Letztendlich denke ich, dass es eine Lebensmittelvergiftung war, nicht vom Reis mit Pesto sondern von einem geräuchert polnischen Schafskäse, den ich kurze Zeit vorher aß.

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Das "Kotzlager"

Da es keine Passstraßen über die Hohe Tatra gibt, führt der einzige Weg an ihr vorbei. So fuhr ich von Zakopane über die polnisch-slowakische Grenze und im Bogen um das kleine aber wunderschöne Hochgebirge herum.

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Nach zwei Tagen Regen in Zakopane war Mittwoch das Wetter perfekt um die Berge zu erkunden. Da der höchste polnische Peak “Rysy” aufgrund des vielen Schnees nicht besteigbar war, beschlossen wir (Jay aus NYC und Guus aus NL) zum Gipfel “Kasprowy Wierch” auf der polnisch-slowakischen Grenze zu wandern. Wir brauchten ca. 7 Stunden für die gesamte Tour. Es war der Hammer – vor allem der Ausblick über die Slowakei mit noch höheren Gipfeln war atemberaubendend.

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Rauf und immer weiter in den Schnee

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Panorama vom Gipfel

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Abstieg ins Tal nach Zakopane

Der Weg nach Zakopane durch die Ausläufer der Tatra gab erst einen Vorgeschmack auf das, was mich in den nächsten Tagen erwartet. Obwohl es regnete und teils vernebelt war, hatte ich einen riesen Spaß. Ich genoss die ständig wechselnden Panoramen und meine Beine genossen es auf den über 1000 Höhenmetern endlich nochmal richtig powern zu können.

Laut Wetterprognose soll es Mittwoch zwar kalt aber sonnig werden, daher plane ich bis dahin in Zakopane zu bleiben und Mittwoch wandern zu gehen – vielleicht sogar auf Polens höchsten Gipfel “Rysy” mit 2500 moh.

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