Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich beim Eisernen Tor um ein Naturspektakel – dem über 100 km langen Taldurchbruch der Donau mit den Karpaten (Rumänien) zur Linken und dem Balkan-Gebirge (Serbien) zur Rechten. Hinter Orşova, am Ende des Tals, wird die Donau durch zwei Dämme mit Wasserkraftwerken aufgestaut.

Für mich war die Strecke einer der schönsten der letzten Wochen: Hammer Kulisse, kaum Verkehr, weit verteilte, charmante Dörfer und das alles bei über 25 Grad. Teilweise erinnerte mich die tiefe Schlucht an die Fjorde Norwegens.

Da die rumänische Seite hinter dem Damm nicht so reizvoll sein soll, radelte ich auf dem ersten Damm zur serbischen Seite und werde erst in Bulgarien wieder nach Rumänien wechseln.

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Serbien hat mir unfassbar gut gefallen und ohne den Grenzübergang wäre mir nicht aufgefallen, dass ich nun in Rumänien bin. Die Rumänen sind ebenso offen, herzlich und freundlich. Fahre ich durch kleine Dörfer, so winke, grüße und quatsche ich an jeder Ecke
Da ich mich sichtbar den Karpaten und dem Balkan-Gebirge nähere, wird es landschaftlich immer spannender.

Nagut, Eins ist doch auffallend anders: Es gibt unzählige wilde Hunde, die sich meist in Stadtnähe aufhalten und lethargisch am Straßenrand liegen. Vor allem der Anblick von verwahrlosten Hündinnen mit Welpen ist sehr schmerzlich. Die Wenigsten der wilden Hunden interessieren sich für vorbei brausende Radfahrer, viel mehr sind es die Wachhunde, die ihr Territorium verteidigen wollen und mich aggressiv verfolgen. Höre ich ein Bellen, so muss ich schnell entscheiden ob ich Vollgas gebe oder lieber anhalte und regungslos stehen bleibe. Nach den anfänglichen Adrenalinkicks gewöhne ich mich aber immer mehr daran und kann die Hunde zunehmend besser einschätzen.

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Panorama mit den Ausläufern des Balkan-Gebirges am Horizont

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Fischer auf der Donau

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Ein typisches Dorf in Rumänien

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Ab und zu legen auch mal Kuhherden den Verkehr lahm

Nach 3 Tagen in Serbien habe ich die Hauptstadt erreicht. Das Stadtbild wird vor allem durch die zwei Flüsse Donau und Sava sehr positiv geprägt. Auch wenn ich es wieder sehr genossen habe in einer größeren Stadt zu sein, so zieht es mich wieder in die Natur und die kleinen Dörfer, wo ich mich stärker mit dem Land und Leuten verbunden fühle.

Auf dem Weg ins Stadtzentrum musste ich mir erstmalig die Straße mit hunderten Panzern teilen, die dort parkten und rangierten. Wie ich später erfuhr, sind diese Teil einer Militärparade, die am 16. Oktober statt findet. Trotz der einschüchternden Erscheinung bin ich sicher, dass bei einer Kollision mit meinem voll bepackten Rad die Panzer den Kürzeren gezogen hätten :)

Im Hostel, in dem ich für zwei Nächte blieb, traf ich zwei deutsche Radreisende, die ebenfalls auf dem Weg nach Istanbul sind. Und wo kommen sie her? Köln! Und beide studieren Maschinenbau in Aachen. Die Welt ist so verdammt klein..

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Die Donau ist ein Monster – unglaublich wie breit der Fluss ist und welche Wassermassen sich über das Land pressen. Mal radel ich auf dem Deich mitten durch die Natur und finde abgelegene Sandstrände, mal geht es durch lebhafte Städte wie Novi Sad. Ist das Wetter gut, scheinen alle Serben sich in den zahlreichen Cafés zu treffen um guten (und verdammt günstigen) Kaffee zu trinken. Bei soviel Angebot kann ich selten widerstehen und trinke teils mehr Kaffee als ich auf dem Rad verbringe.

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Sandstrand an der Donau

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Radelspaß!

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Mein liebster Gegenverkehr. Man beachte den Kontrast: Pferdekutsche + Smartphone und Ohrstöpsel

Eigentlich wollte ich am Abend noch bis Backa Palanka und irgendwo hinter der Stadt einen Schlafplatz suchen. Auf dem Weg passierte ich das kleine Dorf Tovarishero, das etwas skurril (Flugzeugwrack auf dem Kinderspielplatz und eine schiefe Kirchturmspitze) aber sympathisch wirkte.

Als ich an einer Bar vorbei radelte winkte mich ein Einheimischer herüber und lud mich auf ein Bier ein. Es gestellten sich immer mehr Menschen hinzu und es wurde ein feucht fröhlicher Abend. Obwohl ich eigentlich probierte politische Themen zu vermeiden, sprachen wir viel über die Zeit im sozialistischen Jugoslawien (für Viele eine sehr gute Zeit) und die aktuellen Probleme. Verdammt spannend! Auch für die jungen Menschen ist es hier schwer eine (gute) Arbeit zu finden. Irritiert war ich, dass ich häufig korrigieren wurde, wenn ich über die Region sprach: Dies sei nicht Serbien sondern Vojvodina. Auf die Frage nach der Unabhängigkeit antwortete man mir grinsend “not yet”.

Spätestens nach dem dritten Bier verwarf ich den Plan weiter zu radeln und nahm das Angebot bei Dragan zu Hause zu übernachten dankend an. Er wohnt mit seiner Mutter und seinen drei Schweinen Stella, Bella & the Blue (seine Nichte wählte die Namen) in einem kleinen Haus am Dorfrand. Neuer Hausbewohner ist zudem ein kleiner Kater den Dragan (glaub ich) an dem Abend auf der Straße fand und liebevoll umsorgte. Seine Mutter freute sich sichtlich über meinen Besuch, kochte Abendessen und richtete das Gästebett her. Nach einer schönen warmen Dusche gings ins Bett. Heute morgen um halb 7 ging das Licht an und Dragans Mama signalisierte mir, dass das Frühstück fertig sei – Tee und Brote mit selbstgemachter Marmelade.

Gut gestärkt und überwältigt von der Gastfreundschaft radel ich nun weiter nach Novi Sad und werde voraussichtlich Samstag in Belgrad ankommen.

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Tovarishero - das Dorf mit der schiefen Turmspitze

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Flugzeugwrack auf dem Kinderspielplatz?

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Dragan und sein Kater

Da Serbien weder Mitglied der EU noch des Schengen Abkommens ist, hatte ich von Ungarn nach Serbien meinen ersten “richtigen”  Grenzübergang mit Zoll und doppelter Passkontrolle. Erstmalig hatte ich das Gefühl ein fremdes Land zu betreten, unter anderem wegen des kyrillischen Alphabets und der polizeilichen Meldepflicht. Diese besagt, dass man täglich seinen Übernachtungsort melden muss – schwierig, wenn man plant in der Natur zu zelten. Falls man bei der Ausreise keine lückenlose Aufenthaltschronik vorweisen kann droht Bußgeld. In der Praxis wird dies nur von übereifrigen Grenzbeamten kontrolliert und Bußgelder sind sehr unüblich. Meine Taktik ist daher im Zweifelsfall unwissend zu tun, schöne Augen zu machen und verlegen den Ziegenbart zu kraulen :)

Nach dem Grenzübergang vergingen nur wenige Stunden und ich fühlte mich verdammt wohl im neuen Land – so schnell wie noch nie auf der Reise. In der Bäckerei half mir das gesamte Personal und Kundschaft ein leckeres Brot zu finden, überall winken und grüßen Menschen und wenn mal ein Auto hupt, dann nur um mit jubelden Insassen zu überholen.. Ich liebe die Serben!

Das Wetter ist grandios (25 Grad und Sonnenschein), das Essen super (überall gibt’s leckeren Ajvar!) und die Landschaft noch platt aber sehr schön.. Die nächsten Tage werden spitze!

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Flach aber nie langweilig

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Nur Felder weit und breit

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Streetart? Wohl kaum, trotzdem interessant :)

Die letzten Kilometer durch Ungarn pedallierte ich durch den flachen Süden mit endlosen landwirtschaftlichen Flächen und vielen Chilifeldern. In den umliegenden Dörfern haben die Häuser eine sehr außergewöhnliche Dekoration: Überall hängen Netze mit den Schoten zum trocknen.

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Eigentlich hatte ich geplant nach Ungarn über Slowenien und die Alpen wieder nach Deutschland zurück zu radeln. Da jedoch die Tage immer kürzer werden und der Herbst sich merklich ankündigt, gibt es nur eine logische Konsequenz wie ich die Reise fortsetzen kann: Ab in den Süden!

Ich werde daher entlang der Donau durch Serbien, Rumänien und Bulgarien ans schwarze Meer nach Constanta fahren und dann der Schwarzmeerküste bis nach Istanbul folgen. Hoffentlich ist es dann noch so warm, dass ich am Strand liegen und im Meer baden kann, bevor es dann per Flieger zurück ins kalte Deutschland geht.

Den ersten Impuls dazu hatte ich schon in Trondheim, als ich zwei Tage bei Mihai verbrachte. Er stammt aus Rumänien und hat mir viel über den Balkan erzählt. Danach traf ich noch viele Reisende und Radfahrer, die mir vom Balkan, den Menschen dort und der Route entlang der Donau vorschwärmten. Und wenn ich schon am schwarzen Meer bin, ist Istanbul, das südöstliche Ende Europas, auch nicht mehr weit :)

Ganz besonders habe ich mich auf Kecskemét in Ungarn gefreut, da dort Daniel, ein guter Schulfreund, mit seiner Frau Rozita lebt. Und das Beste: Die Beiden sind vor 7 Monaten stolze Eltern von Szabolcs geworden – ein Prachtexemplar von Sohn!

Vorab habe ich mich noch mit Freunden aus Aachen abgesprochen, ob sonst wer noch Zeit und Lust hat Daniels Familie zu besuchen. So kam es, dass an dem Wochenende insgesamt 6 Aachener zu Besuch waren. Wir hatten ein wunderschönes, aufregendes, verdammt leckeres und heiteres Wochenende, leider nicht ganz ohne Verluste. Ein großer Spaß war es, die Bäume des Nachbarn zu fällen, zerkleinern und anschließend auf einem riesen Feuer zu verbrennen. Dabei rammte sich Bene leider die Axt in den Fuß und schaffte es beinahe seinen kleinen Zeh abzuhacken. Zum Glück nur fast, so dass die ungarischen Ärzte Knochen, Sehne und Fleisch wieder zusammen basteln konnten.

Es war unfassbar wie wir über die Tage kulinarisch umsorgt wurden. Noch bevor wir hungrig werden konnten, gab es schon die nächste Köstlichkeiten, die größtenteils von Rozita und ihrer Mutter zubereitet wurden. Von Daniel und seinem Onkel gab’s zudem noch üppig selbstgebrannten Obstschnaps. Wir sind total überwältigt von der Gastfreundschaft und wissen nicht, wie wir uns dafür auch nur annähernd bedanken können.
Vielen Dank für diese wunderbare Zeit mit Euch!

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Gruppenfoto, leider ohne Daniel, Rozita und Szabolcs

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Wald abholzen und verfeuern!

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So heizt man ein Feuer an :)

Da ich in Banská Bystrica keinen Ersatz für meine Luftmatratze fand und auf halber Strecke bis Budapest keine Stadt mit Hostel liegt, nahm ich den Zug bis Budapest. Leichter gesagt als getan.. Für zwei Teilabschnitte der Strecke war die Fahrradmitnahme nicht möglich, sodass ich diese radelte.

In Budapest selber verbrachte ich insgesamt vier Tage und trotzdem habe ich das Gefühl nur einen Bruchteil der riesigen und lebhaften Stadt erkundet zu haben. Einen Tag besuchten Guus, den ich Zakopane kennen lernte, und ich Budapests größtes Badehaus Széchenyi. Ganze 8 Stunden entspannten wir in den zahlreichen Pools und Saunen. Hammer gut! :)

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Ausblick über Budapest von der Citadelle (Buda zur linken und Pest zur rechten Seite). Ich hatte leider meine Kamera nicht mit, daher hier dieses miserable Handyfoto