Höhenmeter purzeln, steigende Temperaturen, perfekte Straßen, Vegetation, wilde Pferde, riesige Schafherden blockieren die Straße, farbenfrohe Bergkullisen, Zivilisation, Stromversorgung, Supermärkte, starker Gegenwind, Windschattenfahren.. Wir nähern uns Osh, dem Ende des Pamir Highways und dem Ende einer abenteuerlichen Radreise.

Mit 4271 moh ist der Koitezek Pass unser erster 4000er auf der Route. Er befördert uns in die lang ersehnte Pamir Hochebene. Hier weiten sich die Täler und am Horizont wachsen die schneebedeckten Riesen, die uns die nächsten Tage begleiten werden.

Auf den letzten Höhenmetern haben wir mächtig geschnauft. Hier während der Fahrt noch die Trinkflasche anzusetzen ist undenkbar weil man wertvolle Atemzüge verliert. Aber dank langsamer Akklimatisierung ging es uns ansonsten prima. 

Zelebriert wurde der Pass mit einer ausgedehnten Kaffee und Porridge Pause. Angeblich kann man bei der Höhe die Hand in das kochende Wasser halten ohne sich zu verbrühen. Ich habe es probiert – tut immer noch weh. Wir testen es nochmal auf 4600 m ;)

Nach Birks Pamir Diät stand eine entspannte Tagesetappe bevor – knapp 30 km bis Jelondy und weitere 400 Höhenmeter zur Akklimatisierung. Die Motivation war riesig, denn in Jelondy erwarteten uns heiße Quellen. Und die sind verdammt heiß! Aber genau diese Entspannung haben wir uns vor allem unsere Beine nach all den Höhenmetern gebraucht..

Die klassische Lebensmittelvergiftung, hier auch liebevoll Pamir Diät genannt, erwischt hier statistisch jeden einmal. Leider blieb Birk keine Ausnahme. Dank Chemiekäule und einer langen Nacht sieht er aber wieder passabel aus und fühlt sich fit für die heutigen 25 km auf 3700 moh – der letzten Etappe zur Akklimatisierung vor dem 4200er Pass.

Zudem hatten wir gestern den ersten Regen. Da es im September statistisch nur einen Regentag gibt sind hiermit alle notwendigen Statistiken erfüllt und wir können uns ungestört der Hochebene widmen :)  

Samstag war ein toller Tag. Dank gutem Asphalt und Rückenwind merkten wir kaum, dass wir uns immer höher in die Hochebene schrauben. Dazu wurden wir noch zum bisher wohl allerbesten Rindergulasch eingeladen, gekrönt von Bier und einer halben Flasche Vodka zu Dritt. Gut gesättigt und gut gelaunt machten wir uns wieder auf den Weg mit dem Ziel möglichst bald einen Camp Spot zu finden. Letztendlich fragten wir einen Farmer, ob wir nicht auf seinem riesigen Grundstück campen dürften und bekamen probt das riesige überdachte Daybed angeboten, gefolgt von einem prächtigen Abendessen und noch mehr Vodka. Wir lieben die Tadjiken!

Es war ein mühsamer, steiler Anstieg auf über 3200 m mit den miesesten Pisten, die ich bisher  auf dem Fahrrad erlebt habe. Und es war Birks erster Pass! Celebration mit Ross und Alessia, mit denen wir seit 4 Tagen gemeinsam radeln. Sie radeln übrigens von London nach Australien und machen tolle Fotos, Videos und Blogs ihrer Abenteuer unter www.rollingeast.com, Facebook, Instagram, YouTube… Schaut mal rein. Foto Credits gehen an Ross.

Als nüchterne Zusammenfassung der Radreise gibt es hier eine Karte mit unseren Übernachtungsorten und der groben Route. All die abstrakten Punkte und Linien verknüpfen wir mit einer Fülle von wundervollen Menschen, schönen Erfahrungen, unglaublicher Natur und Abenteuern – eben all dem, was letztendlich eine Reise wirklich ausmacht. Wir hoffen, dass der Blog euch einen Eindruck davon geben konnte. Den Rest erzählen wir euch dann am liebsten persönlich :)

Hier die harten Fakten:

Dauer: knapp 3 Monate (12 Wochen)
Distanz: ca. 4500 km
Länder: Tschechien, Österreich, Slowakei, Ukraine, Rumänien, Serbien, Kosovo, Albanien, Mazedonien, Griechenland, Türkei
Durchschnittliches Tagesbudget: Müssen wir noch ausrechnen.. schätzungsweise 10-15 €. Kostentreibend ist vor allem unser hoher Kaffeekonsum gewesen :)
Fahrradpannen und -reparaturen: 1 Platten, Schaltzughülle durch Packtasche kaputt gescheuert, 1 gebrochener Flaschenhalter
Sonstige Defekte: Unsere Luftmatrazen haben beide Löcher bekommen (Kiki war allerdings zu faul diese zu flicken und hat lieber pennerlike & hart geschlafen) und meine Luftmatraze hat sich in den letzten Wochen noch zu einer unbequemen Wurst deformiert (Kammerstege gerissen)

Ich bin wieder zurück in Deutschland – kalt ist es hier! :)
Was mit Kiki ist und wieso sie noch immer im warmen Süden ist, wird sie euch am besten selber erzählen.

Für mich ging es Mittwoch Abend per Flieger direkt von Rhodos nach Brüssel.. Was für ein seltsamer Blechvogel, der die gesamte Strecke, die wir in den letzten 3 Monaten geradelt sind, innerhalb von 3,5 Stunden zurücklegt! Leider ist der Heimflug ein sehr abruptes Ende einer Zeit, die von Langsamkeit und Einfachheit geprägt war. Auch wenn ich gerade noch sehr mit dem harten Wechsel überfordert bin, freue ich mich wieder in Deutschland zu sein, Familie & Freunde wiederzusehen und mit den zahlreichen Eindrücken & neuen Perspektiven den Alltag neu zu gestalten.

Eigentlich war das Folgende als reine Selbststudie geplant. Jedoch bin in Gesprächen über Fasten und mein Experiment auf großes Interesse gestoßen – vor allem in meiner Altersgruppe – und habe ich mich daher entschlossen auch hier meine Erfahrungen zu teilen.

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