Auch wenn die meisten wohl eher was über die norwegischen Frauen lesen wollen, muss ich euch kurz von beeindruckenden männlichen Bekanntschaften berichten.

#1 Verrückter Tscheche:
Kurz vor Geiranger trafen Kaspar und ich einen Münchener, der uns von einem “verrückten tschechischen Radler” berichtet hat, der nahezu ohne Gepäck reist und nur Brot isst. Er fuhr ein paar Tage mit ihm zusammen aber gab’s dann auf, weil ihm das Tempo in den Bergen zu krass war.
Kurz vor Bodo lernte ich dann Jan kennen, der sich schnell als DER verrückte Tscheche herausstellte. Er studiert in Kopenhagen und beschloss mit dem Fahrrad Norwegen zu erkunden. Also nahm er sein klappriges Stadtrad, packte einen Rucksack mit Schlafsack und Isomatte, hängte sich noch eine Umhängetasche rum und schnürte die restlichen Sachen mit Plastiktüten ans Fahrrad. Er hat kein Zelt, Biwaksack und auch keine richtigen Regensachen. Auf die Frage, was er den tun würde erwiderte er nur, dass sich da ja improvisieren ließe. So ist er seit einem Monat unterwegs und schlängelt sich quer durch Norwegen über die härtesten Passstraßen. Harter Knochen!

#2 Verrücktes schweizer Trio:
Gleichzeitig mit dem Tschechen traf ich auch das schweizer Trio Urs, Matte und Zissy. Der Tscheche lernte die Jungs kennen, weil sie die einzigen Radfahrer waren, die ihn jemals überholt haben. Alle 3 sind in der Schweiz losgefahren und sind auf dem Weg zum Nordkapp. Wir haben uns spitze verstanden, hatten viel Spaß und sind 2 Tage zusammen gefahren. Der Fahrstil ist allerdings hart: Zwar fahren die Schweizer keine krassen Distanzen (ca. 120 km) aber wenn sie fahren dann verdammt schnell so dass der Schweiß nur so läuft. Auf den Lofoten trennten wir uns wieder, da ich doch das entspannte Tempo bevorzuge um so die Landschaft auch während der Fahrt genießen zu können.

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Urs, Zissy, Jan und Matte

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Abendessen auf den Lofoten

Alle Norweger bestätigen, dass das Wetter hier nicht normal ist: Seit Tagen radel ich im Sonnenschein Richtung Norden und es wird paradoxerweise immer heißer. Gestern habe ich extra den Wecker gestellt um schon ab 6 Uhr die kühlen Morgenstunden zum Pedallieren zu nutzen.

Nachdem ich gestern den Polarkreis überquert habe, bin ich jetzt etwa 100 km vor Bodo, von wo ich die Fähre zu den Lofoten nehmen werde. Obwohl die Sonne nachts noch hinterm Horizont verschwindet, wird es nicht mehr dunkel. Die Mitternachtssonne werde ich voraussichtlich das erste mal auf den Lofoten sehen und dann bis Ende Juli erleben können.

Landschaftlich besteht das Helgeland aus zerklüfteten Küsten, tausenden Inseln, immer kargeren Bergen (u.a. die sieben Schwestern) und Norwegens zweitgrößtem Gletscher (Svartisen), der fast bis auf Meeresniveau geht. In solchen einer Umgebung ist das Radeln eine reine Ekstase!

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Panorama kurz vor Mitternacht

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Zum Glück gibt es bei dem heißen Wetter viele schöne Gelegenheiten zur Abkühlung

Meine letzte Nacht kurz vor Holm.. Dahinter – sagt man – wird es bis zu den Lofoten erstaunlich flach. Da bisher Norwegen nur aus Steigungen bestand, glaube ich das noch nicht so recht :)

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Wow was ein Tag! Erst begrüßte mich morgens ein junges Reh am Wegrand und dann kams dicke: Zwei Elche und ein Rentier (mein erstes), direkt vor meiner Nase. Ich fand eine schöne Bucht mit Sandstrand und wollte erstmal pinkeln, da bewegte sich links von mir etwas.. Ein Rentier lag ganz entspannt am Strand und. genoss – wohl wie ich – den schönen Ausblick.

Nicht ganz so schön sind die Begegnungen mit den Insekten. Mücken gibt’s hier kaum noch, dafür umso mehr Fliegen, Bremsen und fiese Ameisen. Besonders bei den Anstiegen umkreisen Einen eine Horde von Fliegetieren. Weil man nie weiß, ob darunter auch Bremsen sind, wird man schnell hektisch und paranoid. Und es stimmt wirklich, hier gibt’s Bremsen die schmerzhaft große Stücke aus der Haut raus beißen!

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Zum ersten Mal teilte ich den Strand mit einem Rentier (links)

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Wat ein Chiller

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Elch #3, eine Elchkuh?

Gestern bin ich bei bestem Sonnenschein in Trondheim angekommen. Auf der Karte sieht die Distanz Andalnes – Trondheim recht entspannt aus (170 km Luftlinie), allerdings sind wie immer in Norwegen Fjorde und Berge im Weg. So schlängelte sich die Strecke entlang von Fjorden und erreichte im Fjell (Trollheimen) noch ein weiteres mal über 1000 moh.

Da meine Beine von den vielen vergangenen Anstiegen müde sind, freue ich mich besonders, zwei Ruhetage in Trondheim einzulegen, die Stadt zu genießen und wieder zu Kräften zu kommen. Nicht mal zwei Stunden nach Ankunft in der Stadt traf ich Mihai, der mit der weltreisenden Couchsurferin Betty unterwegs war. Er ist fanatischer Radfahrer, hat viele Länder mit dem Rad bereist und schmiedet Pläne für eine dreijährige Weltreise – natürlich per Rad. Da Betty am selben Abend weitereisen wollte, hat er mir direkt einen Schlafplatz fuer zwei Nächte angeboten. Zudem konnte ich nach 7 Wochen endlich nochmal meine Klamotten in eine Waschmaschine schmeissen. Ein Traum!

Trondheim City

Trondheim City

Fjord und Berge auf dem Weg nach Trondheim

Fjord und Berge auf dem Weg nach Trondheim

Nach knapp 3000 km und fast 7 Wochen gemeinsamen Pedalieren ist es soweit: Hier in Andalsnes trennen sich unsere Wege. Es war eine verdammt geile Zeit!
Trotzdem freuen wir uns darauf nun einzeln zu reisen und Skandinavien weiter zu erobern.

Kaspar wird über die Westküste (Alesund, Bergen, Stavanger und Kristiansand) Richtung Süden radeln.
Für mich geht’s vorerst weiter Richtung Norden über die Lofoten ans Nordkapp.
Wir werden beide den Blog weiter nutzen um Eindrücke der Reise zu teilen.

Beim frostigen Abschiedsgrillen im Aachener Westpark bekam ich eine grandiose Karte geschenkt. Im Übermut verließen wir Aachen mit dem Versprechen, das Motiv der Karte nachzustellen. Die Herausforderung bestand nicht nur darin, neben einer vielbefahrenen Straße nackt auf der Wiese rum zu hüpfen, sondern vielmehr darin, synchron und per Selbstauslöser den richtigen Moment präzise festzuhalten :)

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Die wohl legendärste Passstraße Norwegens strampelten wir von “hinten” über eine langsame Steigung hoch um dann bei atemberaubendendem Szenario die 11 steilen Haarnadelkurven ins Tal runter zu brettern. Die bei weitem beste Abfahrt.. Jihaaa!

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Verschnaufpause ist nicht. Der Weg nach Geiranger führte über eine weitere Passhöhe mit über 1000 m.. Auch hier wieder ein Traum aus Stein, Schnee und Seen.

Bevor sich die Serpentinen runter zum Geirangerfjord stürzen, fanden wir DEN perfekten Schlafplatz. Auf einem Felsvorsprung umgeben von Wasserfällen mit Fjordblick tronten wir in dieser Nacht. Das Panorama war eigentlich zu schön um im Zelt zu schlafen.

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Kaum haben wir die Hardangervidda hinter uns gelassen, wartet schon die nächste große Herausforderung: Der Sognefjellveien, mit 1434 m die höchste Passstraße Nordeuropas. Das gemeine ist, dass der Pass ab Skjolen wirklich auf Meeresniveau startet. Für Kaspar wars der erste richtige Pass – männlicher Einstand!

Die Beinarbeit hat sich aber mehr als gelohnt.. Unglaublich, wie schnell sich die Umgebung mit der Höhe ändert. Am Fjord passierten wir Wälder und Wasserfälle und oben auf der Passhöhe waren wir umgeben von ummengen Schnee, Seen mit Eisschollen und Skifahrern. Die Passhöhe wurde natürlich mit zwei Schnaps und einem heißen Haferbrei gefeiert :)

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