Mal wieder geht’s ins neue Land über einen Fluss. Die erste freudige Überraschung in Finnland war der Supermarkt hinter der Grenze. Das Preisniveau ist zwar noch etwas höher als in Deutschland, aber vieeel günstiger als Norwegen. Daher schlemme ich im Moment wie ein König :)

Landschaftlich ist es größtenteils wie erwartet: Viele Bäume, endlos lange Straßen und kaum Menschen. Nur flach ist es nun wirklich nicht. Nach den ständig wechselnden und spektakulären Kulissen in Norwegen hat das Radfahren hier eine andere Qualität. So bin ich momentan auf einer 200 km langen Straße zwischen Inari und Kittilä unterwegs. Dazwischen ist so gut wie nichts – keine nennenswerten Ortschaften, keine Einkaufsmöglichkeiten, keine Tankstelle. Hier treffe ich momentan definitiv mehr Rentiere als Menschen.

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Nach 7 Wochen Norwegen ist es soweit – die E6 führt mich immer näher an die finnische Grenze. Die Mitternachtssonne scheint dieses mal ganz ungewohnt von hinten. Aber Norwegen hat noch eine letzte Überraschung: Eine Elchkuh trottet mit ihren zwei Jungen nur wenige Meter von der Straße entfernt durchs Fjell. Wow!

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Letzen Montag habe ich wieder die deutsch-dänische Grenze passiert. Die dänische Westküste hatte mit schönen Küstenabschnitten, einem Bienenstich im Allerwertesten, mit Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, und mit tollen Begegnungen mit anderen Reisenden noch einiges zu bieten.

Mit dem Beginn des Wattenmeers führen die Radwege überwiegend entlang der Deiche auf ewig flachem Land wo die Schafe meine ständigen Begleiter sind. Schöne Strände sind hier rar, so dass ich gestern einen Abstecher nach St. Peter-Ording machte um dort noch mal ins Meer zu hüpfen.

Die letzte Nacht habe ich auf dem Hof von Nadja&Arne verbracht, mit denen ich eine total schöne Zeit hatte und wo ich mir die Wiese mit 30 Schafen und 3 Pferden teilte. Arne empfahl mir noch, den kleinen Umweg über das benachbarte Wacken zu machen, wo diese Woche alles im Zeichen des Heavy-Metall steht. Durchaus eine lohnenswerte Erfahrung, auch wenn ich froh war die schwarz umhüllten Menschenmassen wieder hinter mir zu lassen.

Gegen Abend erreichte ich bei Glückstadt die Elbe und werde dann morgen nach Hamburg radeln, wo wir bereits vor knapp elf Wochen auf dem Weg Richtung Norden waren und sich für mich somit die Route schließt.

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Ausflug in eine andere Welt

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Deiche, Schafe und immer am Wasser entlang

Halbzeit? Ich weiß es nicht, mit dem Nordkapp ändert sich jedenfalls einiges für mich: Ab sofort fahre ich wieder der Sonne entgegen Richtung Süden und die Tage werden kürzer. Zudem endet bald nach ca. 7 Wochen die wunderschöne Zeit in Norwegen. Dafür bin ich auf die kommenden Länder Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Ungarn usw. gespannt. Wie weit geht’s Richtung Süden? Mal schauen :)

Hier gibt’s noch ein paar harte Fakten:

Dauer bisher: 11 Wochen
Regentage: maximal 10, einzigartig für Skandinavien oder?
Kilometer: über 5000 (weiß ich nicht genau, da ich weder mit dem GPS tracke noch einen Tacho habe)
Tageskilometer: irgendwas zwischen 20 und 130, meist sehr entspannt :)
Tagesbudget: ca. 10 €, in Norwegen etwas mehr
Fahrradpannen: 3 Platten, ein Schlauch förmlich zerbröckelt. Bald wirds Zeit für einen neuen Reifen und eine neue Kette
Körperliche Blessuren: unzählige Mücken- und Bremsenstiche, alle paar Tage schmerzt mal temporär der Arsch und trotz all der Kilometer habe ich häufig noch Muskelkater in den Beinen
Übernachtungen: in Norwegen bis auf Oslo und Trondheim immer wild gezeltet
Längste Zeit ohne Dusche: 2 Wochen

Bisherige Highlights:

Land: Norwegen!
Städte: Kopenhagen, Trondheim, Tromsø
Natur: Norwegen! (es gibt einfach viel zu viele schöne Ecken)
Menschen: unglaublich viele nette und inspirierende Begegnungen – überall!

Für mich ist die Welt gerade ein riesen Abenteuerspielplatz der danach schreit erkundet zu werden!

27.07.2014 – 01:34: Eroberung erfolgreich :)

Es waren zwei lange und anstrengende Tagesetappen, vor allem die letzten 30 km. Zunächst führt der Nordkapptunnel mit 7 km Länge unter dem Meer auf die Nordkappinsel. Dabei erreicht er eine Tiefe von 200 m unter Meeresniveau und es geht mit ekligen Steigungen runter und leider wieder hoch. Ein Radfahrer der mir entgegen kam beschrieb den Tunnel als Fahrt in die Hölle weil dieser auch noch rot bzw. orange beleuchtet ist. Unpassenderweise ist es aber arschkalt und nass. Auf der Insel scheint ein anderes Klima zu herrschen. Hier tobt der Wind und zwar meist von vorne oder der Seite. In Kombination mit den ganzen kommenden Steigungen wohl die härtesten Kilometer bisher.

Das Nordkapp selber taugt auch nur als geografischer Zielpunkt (wobei dies nichtmal nördlichste Punkt Europas ist). Hier fahren massenweise Busse vor und spucken noch mehr Besucher aus so dass der ganze Ort mehr einem Ameisenhaufen gleicht. Schnell wieder weg!!

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Besteigung am nächsten Tag

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Direkt nach der Ankunft. Ein Foto ohne andere Touristen war zu der Zeit unmöglich.

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Nach einem kurzen Schauer zeigt sich die Landschaft wohl von der prächtigsten Seite. Krasse Farben!

Kurz hinter Tromsø gibt es keine Nebenstraßen mehr, Richtung Norden führt nur noch die E6. Um den starken Verkehr zu meiden, habe ich den Tagesrhythmus umgestellt und radel jetzt einfach Nachts. So genieße ich die Mitternachtssonne und muss mir die Straße nur mit Rentieren teilen.

Gerade bin ich in Alta, der letzten Stadt vorm Nordkapp. Von hier sind es noch 240 km. Da Sonntag das Wetter am Kapp gut werden soll, müssen meine Beine jetzt mal ungewohnt viel strampeln :)

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Zwischen Hanstholm und Agger erstreckt sich der Nationalpark Thy, die – der Aussage einiger Dänen zufolge – schönste Landschaft Dänemarks. So urig hätte ich mir Dänemark nicht vorgestellt: entlang trockener Dünenlandschaften und Nadelwälder radelt man lange Strecken ohne ein Anzeichen von Zivilisation und passiert immer wieder kleine Seen. In dem Nationalpark gibt es zudem sehr viele von den “Shelter-Plätzen”, kleine Lichtungen mit Feuerstelle und Unterstand, wo man übernachten kann und zu dieser Zeit viele Reisende trifft – es ist echt immer eine gute Stimmung dort.
Für mich geht es jetzt von Ringkøbing aus weiter die immer deutscher werdende Westküste hinunter, bis ich voraussichtlich gegen Ende der Woche die deutsch-dänische Grenze erreiche.

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Dänemark empfing mich in all seiner Flachheit mit viel Sonne und langen Sandstränden. Berge sucht man hier so vergeblich wie offenes w-lan und meine Beine kamen schnell in Urlaubstimmung. Die Radwege führen hier größtenteils über Schotterwege durch Dünen- und Heidelandschaften wo das radeln unglaublich viel Spaß macht. Ab und zu passiert man kleine Touristenorte, in denen sich die Menschen suhlen oder schnurgerade Straßen, die komplett eben im Horizont verschwinden.

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Leuchtturm “Rubjerg Knude”. Mit 90 Metern über dem Meeresspiegel also alpine Verhältnisse für Dänemark.

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Dänische Aussichten – Nordseeküsten-Radweg durch die Dünenlandschaften

Heute bin ich in Tromso angekommen, dem “Tor zur Arktis”. Von hier aus ist es noch etwa eine Woche bis zum Nordkapp.

50 km vor Tromso hatte ich einen grandiosen Schlafplatz mit freiem Blick Richtung Norden. So konnte ich zum ersten mal bei klarem Himmel die Mitternachtssonne erleben. Als Bonus besuchte mich noch ein Rentier beim Abendessen :)

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Scheinbar unspektakulär liegt zwischen den Vesteralen und Tromso die zweitgrößte Insel Norwegens Senja. Für mich eine riesen Überraschung und noch schöner als die Lofoten. Zum einen sind die Berge noch rauer und zum anderen verirren sich dort bisher nur wenige Touristen, was man der Infrastruktur und den Dörfern positiv anmerkt.

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Wie Wasserfälle schleichen die Wolken über die Bergkämme

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Wenn es Straßen gibt, dann meist nur recht schmale

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Orkshornan - das Gebiss des Teufels

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Fjordpanorama